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Handverlesen: Stadtvisionen einer gehörlosen Person

Wenn die eigene Stadt zur Barriere wird. Heute erzählt ÖGLB-Präsidentin Helene Jarmer welche Barrieren eine gehörlose Person in der eigenen Stadt erlebt.

 

*Alternativlink zum Beitrag: Youtube

 

„Wien ist eine wunderschöne Stadt! Als visueller Mensch kann ich die Architektur und ihr Flair sehr genießen. Aber für gehörlose Personen birgt sie Gefahren im Verkehr und in öffentlichen Gebäuden.“

Viele Signale, die informieren und auf Gefahren hinweisen oder Funktionen, mit denen man Hilfe holen kann, sind rein akustisch. Ich kann eine Durchsage der Wiener Linien nicht hören. Ein Signalton oder eine Sirene kann mich nicht warnen. Wenn ich im Lift stecken bleibe, kann ich keine Hilfe rufen, weil die Notrufeinrichtungen auf Lautsprache gestellt sind. Es ist nicht nur diskriminierend, das kann lebensgefährlich sein.

Alle Menschen haben ähnliche Bedürfnisse und die gleichen Rechte. Wenn ich durch die Stadt gehe, sehe ich aber, dass meine Bedürfnisse und Rechte als gehörlose Frau nicht respektiert werden. Ich will dazu beitragen, dass das Leben in der Stadt für alle Bewohner*innen barrierefrei ist.

Ich liebe die Kunststätten der Stadt, die Galerien, die Museen. Ihre Angebote sprechen mich als kunstsinnige Person sehr an. Allerdings kann ich die Audio-Guides nicht nutzen, die durch die Ausstellungen führen. Ich müsste einen Gebärdensprachdolmetscher mitbringen, um die Erklärungen zu verstehen – auf eigene Kosten, versteht sich. Dann kostet mich ein Museumsbesuch aber 150€. Gerade die großen Häuser sollten zumindest hin und wieder Führungen in österreichischer Gebärdensprache kostenfrei anbieten.

Die perfekte Straße bietet vor allem Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer*innen. Sie muss vor allem übersichtlich sein und alle Signale müssten mindestens nach dem 2-Sinne-Prinzip funktionieren. Wer nicht sehen kann, hört sie und wer nicht hören kann, sieht sie. Auch wünsche ich mir, dass Notrufeinrichtungen und Stationen mit Defibrillatoren so ausgestattet werden, dass sie auch taube Personen nutzen können.

 

Originalbeitrag Sebastian Gruber und Moritz Wildberger auf Andererseits

Foto/Video Credits: Andererseits – Gabriel Gschaider / Gebärdenwelt
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